Arthrose in Knie und Hüfte – Moderne Endoprothetik

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Treppensteigen, in die Hocke gehen oder schwere Sachen heben: alles kein Problem – solange die Gelenke gesund sind. Doch bundesweit leiden etwa fünf Millionen Menschen unter Gelenkbeschwerden. Häufigste Ursache ist Arthrose, die Volkskrankheit Nummer eins. Wenn die Schmerzen unerträglich werden, ist ein operativer Eingriff oft der letzte Ausweg. Rund 400.000 Endoprothesen werden derzeit in Deutschland jedes Jahr eingesetzt. Somit zählt die Implantation von künstlichen Gelenken mit zu den am häufigsten durchgeführten Operationen und gilt als Routineeingriff.

Die beiden Hauptverantwortlichen des Endoprothetikzentrums Passau Land, Chefarzt Dr. Hans-Otto Rieger (Krankenhaus Vilshofen) und Chefarzt Dr. med. Skrebsky (Krankenhaus Rotthalmünster) im Gespräch. (Foto: F. Richter)

Sie sind Spezialisten für moderne Endoprothetik: Die beiden Hauptverantwortlichen des Endoprothetikzentrums Passau Land, Chefarzt Dr. Hans-Otto Rieger (Krankenhaus Vilshofen) und Chefarzt Dr. med. Thomas Skrebsky (Krankenhaus Rotthalmünster). (Foto: F. Richter)

Dr. med. Hans-Otto Rieger, Leiter des Endoprothetikzentrum Passau Land (EPZ) und Chefarzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin am Krankenhaus Vilshofen sowie Dr. med. Thomas Skrebsky, Chefarzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin am Krankenhaus Rotthalmünster, beantworten Fragen zu konservativen und operativen Therapiemöglichkeiten bei Arthrose in Knie oder Hüfte.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es zur Vermeidung des Gelenkersatzes?

Dr. Rieger: Gerade im Kniegelenksbereich ist die Behandlung von Verletzungen eine ganz entscheidende vorbeugende Maßnahme. Dies kann operativ, häufig durch arthroskopische Operationen, geschehen. Bei extremen Beinfehlstellungen ist auch eine Achskorrektur sinnvoll, um ein Fortschreiten des Knorpelverschleißes zu verhindern und damit die Notwendigkeit eines künstlichen Gelenkes hinauszuschieben. Auch im Bereich des Hüftgelenkes sind in den letzten Jahren Techniken entwickelt worden, die bei frühzeitigem Einsatz den künstlichen Gelenkersatz verhindern oder zumindest zeitlich hinausschieben können.

Wann lohnt sich ein operativer Eingriff?

Dr. Rieger: Der entscheidende Grund, der letztendlich zum Gelenkersatz führt, ist in meinen Augen eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bei radiologisch nachgewiesener Arthrose. Deutliche Zeichen, dass man tätig werden sollte, sind Einschränkungen der Gelenksbeweglichkeit, die sich z.B. durch Physiotherapie nicht mehr ausgleichen lassen, wie beispielsweise Streckdefizite im Bereich des Kniegelenkes oder Beugedefizite im Bereich der Hüfte, sodass die Patienten nicht mehr selbst ihre Socken anziehen können. Ein ganz wichtiger Faktor bei der Entscheidung zur Operation ist aber auch der Ruheschmerz, der den Patienten den Schlaf raubt.

Wie schwerwiegend ist solch eine Operation?

Dr. Skrebsky: Der künstliche Gelenkersatz ist einer der häufigsten Eingriffe in unserem Krankengut. Durch die Zertifizierung zum Endoprothetikzentrum konnten wir nachweisen, dass die gesamten Abläufe – von der vorstationären Indikationsstellung bis zur Entlassung in die ambulante oder stationäre Reha – durchstrukturiert sind. Dazu zählt natürlich auch der operative Eingriff, der im EPZ nur von sogenannten Hauptoperateuren, also speziell für die Operation geeigneten und geprüften Operateuren, ausgeführt wird. Da sich die durchschnittlichen Operationszeiten zwischen 60 und 90 Minuten bewegen und minimalinvasive Zugänge eine schonende Operationstechnik ermöglichen, zählt der Gelenkersatz an Knie und Hüfte heutzutage nicht mehr zu den großen, belastenden Eingriffen.

Wie lange dauert die Reha?

Dr. Skrebsky: In der Regel ist eine Rehadauer von drei Wochen anzusetzen. Da die Patienten erst aus der stationären Behandlung entlassen werden, wenn sie auf Stationsebene mobil sind und Treppen steigen können, ist eine Verlängerung der Reha über diese Zeit hinaus selten nötig.

Wie lange halten die Prothesen?

Dr. Skrebsky: Die durchschnittliche Lebensdauer einer Prothese liegt zwischen 15 und 20 Jahren. Insbesondere im Hüftgelenksbereich ist durch die Verwendung von speziellen Gleit-Paarungen auch noch eine deutlich längere Haltbarkeit möglich.

Wer trägt die Kosten eines künstlichen Gelenkersatzes?

Dr. Rieger: Die Kosten werden in vollem Umfang von den Krankenkassen übernommen. Überprüft wird allerdings bei jeder Prothese, ob eine rechtfertigende Indikation besteht, das heißt ob die beim Patienten erhobenen Befunde die Implantation einer Prothese rechtfertigen. Dies garantiert, ebenso wie die Indikationsstellung durch erfahrene Spezialisten, dass unnötige Operationen vermieden werden.


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Hintergrund

endoCert: Endoprothetikzentrum Passau Land

Moderne Endoprothetik: Seit Herbst 2015 sind die Krankenhäuser Vilshofen und Rotthalmünster als „Endoprothetikzentrum Passau Land“ zertifiziert. Damit erfüllen die Abteilungen für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin beider Standorte die Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Diese Kriterien stellen eine qualitativ hochwertige Durchführung der Implantation von künstlichen Hüft- und Kniegelenken sicher. Sämtliche Abläufe in der Klinik vom Erstkontakt mit dem Patienten bis zur Reha-Organisation und Nachbehandlung sowie die Patientensicherheit und das optimale Operationsergebnis werden dabei durch eine unabhängige Prüfung bewertet.