Verleihung durch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am 27. September 2023 in der Residenz in München – Transplantationsbeauftragte leisten wertvolle Arbeit für die Organspende

Minister Klaus Holetschek (v.l.), Dr. Jutta Weiss von der Deutschen Stiftung Organtransplantation und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (v.r.) mit Pflegedienstleiter Martin Marek, Verwaltungsleiter Alexander Dötter und Geschäftsführer Josef Mader vom Krankenhaus Vilshofen. (Foto: Andreas Steeger)
Insgesamt drei Kliniken wurden ausgezeichnet, darunter das Krankenhaus Vilshofen. Im vergangenen Jahr hat sich die Klinik im Landkreis Passau mit großem Engagement für die Organspende eingesetzt und hierbei eng und vertrauensvoll mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) – Region Bayern zusammengearbeitet. Von drei Meldungen konnten zwei Spenden realisiert werden. Beide Spenden hat die letzte Transplantationsbeauftragte, Oberärztin Dr. Roxana Ungurean, vor Ort begleitet und den Ablauf maßgeblich unterstützt, indem sie unter anderem wichtige medizinische Daten bei den Hausärzten der Spender angefragt hat. Eine fundierte fachliche Anamneseerhebung ist in der Regel unverzichtbar für die Beurteilung der Empfängersicherheit.
Die DSO würdigt die sehr offene, positive und engagierte Haltung des Krankenhauses gegenüber der Organspende, die auch in anderen Abteilungen des Hauses zu spüren ist.
Ehrenpreis für besonderen Einsatz
Geschäftsführer Josef Mader, Verwaltungsleiter Alexander Dötter und Pflegedienstleiter Martin Marek freuen sich sehr über die Auszeichnung und unterstützen das Thema Organspende, wo immer es möglich ist. Zum 1. September hat Oberarzt Franz Aigner (Anästhesie) die Funktion als Transplantationsbeauftragter übernommen. Er erklärt: “Sehr gerne habe ich dieses Amt von meiner Vorgängerin übernommen. Auch mir ist die Organspende sehr wichtig, weshalb es eines meiner Ziele am Krankenhaus Vilshofen sein wird, die sehr gute Arbeit meiner Vorgängerin in diesem Bereich fortzuführen.”
Verwaltungsleiter Alexander Dötter ist stolz auf diese Auszeichnung und freut sich: “Damit wird die hervorragende tägliche Arbeit unserer Mitarbeiter ‘Nah am Menschen’ honoriert.”
Hervorzuheben sind zudem zwei hausinterne Fortbildungsveranstaltungen in 2022, die jeweils auf großes Interesse gestoßen sind. Hierbei wurden auch die beiden Spenden nachbesprochen und gezielt Fragen beantwortet, die Mitarbeitende zu den durchgeführten Organspenden beschäftigt haben.
Interview mit Franz Aigner, Transplantationsbeauftragter im Krankenhaus Vilshofen:
Was sind die besonderen Herausforderungen bei einer Organspende?
Sie beginnen mit der Feststellung des irreversiblen Ausfalls der Hirnfunktionen, der durch zwei geeignete Fachärzte in einer ausführlichen klinischen Untersuchung festgestellt werden muss und im Verlauf (nach einer je nach Art der Schädigung unterschiedlichen Beobachtungszeit) wiederholt werden muss. Zudem werden diese gegebenenfalls durch apparative Untersuchungen ergänzt.
Es folgt die Kommunikation mit den Angehörigen, die soeben die Nachricht bekommen haben, dass ein geliebter Mensch eine nicht behebbare Schädigung des Gehirnes aufweist, die mit einem weiteren Leben nicht vereinbar ist. Dazu kommt die Frage nach einer möglichen Organspende.
Nachdem die Entscheidung zur Organtransplantation getroffen wurde, folgen einige organisatorische und logistische Herausforderungen: es müssen eine ganze Reihe (zeit-)aufwendiger Untersuchungen durchgeführt werden, um eine ausreichende Funktion der zu transplantierenden Organe zu bestätigen. Zudem müssen, wenn die Entscheidung zu einer Organspende gefallen ist, entsprechende Empfänger gefunden werden. Dabei wird man nach Meldung eines potenziellen Organspenders von der Deutschen Stiftung Organtransplantation unterstützt.
Dann bleibt noch die Explantation selbst, also die Entnahme der Organe, die in vielen Fällen nachts im Bereitschaftsdienst in einem mehrstündigen Eingriff durchgeführt wird. Im Anschluss erfolgt der umgehende Transport der Transplantate in die entsprechenden Zentren, in denen dann erneut in mehrstündigen Eingriffen die Organe implantiert werden.
Wie informieren Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen zum Thema Organspende?
Die Organspende mit allen ihren Herausforderungen ist Bestandteil sowohl der Ausbildung als auch des Studiums aller Beteiligten. Außerdem veröffentlicht die Deutsche Stiftung Organtransplantation hilfreiches Lehrmaterial, es erscheinen entsprechende Artikel in Fachzeitschriften und es finden regelmäßig Fortbildungen zu dem Thema statt, sodass den Kolleginnen und Kollegen die Grundsätze bekannt sind. Im Fall eines potenziellen Organspenders stellt einem die Deutsche Stiftung Organspende zudem oben genannte Koordinatorinnen und Koordinatoren zur Seite, die mit ihrem umfangreichen Wissen über den Prozess ebenfalls eine große Hilfe sind.
Fällt es Angehörigen leichter eine Entscheidung zu einer möglichen Organspende zu treffen, wenn es zu Lebzeiten Gespräche dazu gab oder ein Organspendeausweis vorliegt?
Kurze Antwort: Ja, in jedem Fall. Lange Antwort: Die Angehörigen bezeugen den mutmaßlichen oder tatsächlich geäußerten Willen des Patienten bezüglich der Organspende, der Patient kann die Entscheidung jedoch auch auf eine dritte Person übertragen. Wenn der mutmaßliche Wille des Patienten nicht bestimmt werden kann, entscheidet diese Person nach ihren eigenen Wertvorstellungen. In den Fällen, in denen eine Organspende zur Diskussion steht, sind die Angehörigen jedoch in einer Ausnahmesituation. Ein geliebter Mensch liegt gerade auf einer Intensivstation, mit Schläuchen an Maschinen angeschlossen, die die Herz-Kreislauf-Funktion künstlich aufrecht erhalten. Meine Bitte auch und vor allem an Personen, die einer Organspende ablehnend gegenüberstehen: Wenn Sie sich mit dem Gedanken an eine Organspende befassen, besprechen Sie das bitte mit Ihren nächsten Angehörigen. Im besten Fall füllen Sie einen Organspendeausweis aus (hier gibt es auch die Möglichkeit eine Organspende ganz oder für bestimmte Organe abzulehnen). So ersparen Sie Ihren Angehörigen in dieser schwierigen Zeit weitere schwere Entscheidungen.