Krankenhaus Wegscheid Gehör verschaffen

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Kliniken und Vertreter des Kreistags suchen Gespräch mit Bayerischer Krankenhausgesellschaft, Thema: Zukunftsperspektiven für Klinikstandort im nördlichen Landkreis Passau

BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen (7.v.r.) hatte ein offenes Ohr für die Fragen und Belange von Landrat Raimund Kneidinger (3.v.r.), den Kliniken-Geschäftsführern, den Fraktionsvertretern des Kreistags und den Verwaltungsratsmitgliedern.

Dass immer schärfere Vorgaben des Bundes das Überleben kleinerer Krankenhäuser wie in Wegscheid schwieriger machen, ist derzeit in aller Munde. Ebenso, dass sich der Kreistag für die drei Klinikstandorte im Landkreis Passau stark macht. Darum lud Landrat Raimund Kneidinger den Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Herrn Roland Engehausen, zum Gespräch ins Gebäude der Zentralen Dienste der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen in Vilshofen.

Der Landkreis Passau ist mit 194.000 Einwohnern flächenmäßig der drittgrößte Landkreis in Bayern, wie Landrat Raimund Kneidinger zu Beginn der Gesprächsrunde erklärte. Zu viele Krankenhäuser mag es vielleicht in Ballungsräumen wie München geben, aber nicht im ländlichen Raum, vorausgesetzt den Menschen in der Region soll eine gleich gute Versorgungsqualität zugutekommen. Dazu brauche es die drei Standorte im Landkreis, gut verteilt um die kreisfreie Stadt Passau.

Engehausen kenne die Problematik, dass die theoretischen Diskussionen auf Bundesebene oft nicht die konkreten Situationen vor Ort berücksichtigen. Die Standbeine der Klinik in Wegscheid sind zum einen, dass es als Sicherstellungshaus anerkannt ist. Das heißt, für die regionale Basisversorgung der Bevölkerung im nördlichen Landkreis unabkömmlich, wofür die Klinik jährlich einen sog. Sicherstellungszuschlag in Höhe von 400.000 Euro erhält. Zum anderen bietet die Klinik natürlich eine Notfallversorgung an, die jedoch nicht mehr den ab 2023 geltenden, anspruchsvollen Vorgaben des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA) für die intensivmedizinische Notfallversorgung entspricht. Hierfür wäre u. a. eine Intensivstation mit mindestens sechs Betten, davon drei zur Versorgung beatmeter Patienten sowie eine räumlich und personell eigenständige Zentrale Notaufnahme erforderlich. Der G-BA hat die Sicherstellungszuschläge damit ab 2023 an die sog. Basisnotfallversorgung gekoppelt. BKG-Geschäftsführer Engehausen sieht hier einen Denkfehler auf Bundesebene, denn es gäbe auch viele nicht intensivmedizinische Notfälle wie z. B. Schnittwunden, die aber besser wohnortnah in einem Haus der Grund- und Regelversorgung behandelt werden können. Da es bundesweit vergleichsweise wenige Kliniken, schwerpunktmäßig in Bayern, gebe, finden die Belange in Berlin bislang kaum Gehör. „Leider wird bei Diskussionen in Berlin oft übersehen, wie die Versorgungslage im ländlichen Räum mit längeren Fahrtstrecken aussieht“, bedauerte Engehausen.

Die wichtigen Sicherstellungszuschläge werden mit den neuen Vorgaben zumindest in Bayern für bedarfsnotwendige Kliniken im ländlichen Raum völlig ausgehöhlt und in Berlin wird leider so getan, als ob dies ein unwichtiges regionales Detail wäre.Roland Engehausen

Die BKG setze aber alles daran, Leitlinien auf den Weg zu bringen, mit denen vor allem auch kleinere Landkrankenhäuser der Grund- und Regelversorgung unterstützt werden und Zukunftsperspektiven erhalten. Diese versuche man in die bundespolitische Diskussion – auch was die Umsetzung von Festlegungen im Koalitionsvertrag betrifft – mit einfließen zu lassen, beteuerte Engehausen. Denn nicht nur in Bayern, sondern bundesweit seien viele Krankenhäuser mit noch nie dagewesenen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Kombination mit der derzeitigen Inflation und den enormen Sachkostensteigerungen werden die Situation im nächsten Jahr massiv verschärfen. Trotz dieser Entwicklungen ist und bleibe die Gesundheitsversorgung, der Dienst am Menschen, wichtigstes Gut in einem Land, so Engehausen weiter.

Zur langfristigen Sicherung des Standorts Wegscheid prüft die Geschäftsführung der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen derweil mehrere sinnvolle und nachhaltige Zukunftsstrategien. Die Bedeutsamkeit der Einrichtung für die Region stehe dabei außer Frage, insbesondere nach der Schließung des im angrenzenden Landkreis Freyung-Grafenau gelegenen Krankenhauses Waldkirchen. Josef Lamperstorfer, ehemaliger Bürgermeister der Marktgemeinde Wegscheid, Kreisrat und Verwaltungsratsmitglied betonte, dass die Bevölkerung in der Region keinen Goldstandard in Wegscheid brauche, sondern eine gute und wohnortnahe Erstversorgung. Genau diese sei vor Ort gegeben und habe sich in den letzten Jahren bewährt. Zudem bestehe mit dem Hubschrauber-Landeplatz oder dem Rettungswagen die Möglichkeit, schwerer verletzte Notfallpatienten in umliegende Kliniken zu bringen, wie das auch jetzt schon gelebt wird.

Mindestens ebenso bedeutsam in der Gesamtdiskussion wie die Krankenhausfinanzierung sei für BKG-Geschäftsführer Engehausen die Bewältigung des Fachkräftemangels. Auch oder besonders in finanziell schwierigen Zeiten sollten Kliniken weiter in die Aus- und Weiterbildung von Pflegefachpersonal und weiteren Gesundheitsberufen investieren und vorhandene Strukturen bestmöglich stärken. Kliniken-Geschäftsführer Josef Mader betonte in diesem Zusammenhang, dass die Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen seit 2019 rund 40 Vollkräfte im Pflegedienst aufgestockt haben und etliche Projekte umgesetzt hätten, um den Pflegebereich aktiv zu fördern. Als Beispiele nannte er den Springerpool, die bayernweit erste Ausbildungsstation am Krankenhaus Vilshofen, flexible Arbeitszeitmodelle mit Teilzeit in allen Varianten, Bonuszahlungen für kurzfristiges Einspringen usw. Die Kliniken tun alles, was in ihrer Macht steht, um die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung im Landkreis langfristig zu sichern.

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