Diagnose von Lungenkrebs

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Mit speziellem Ultraschall der Lymphknoten im Brustkorb können Lungenspezialisten das genaue Krebsstadium feststellen


In Deutschland sterben jedes Jahr ca. 40.000 Menschen (28.000 Männer, 12.000 Frauen) an Lungenkrebs. Dieser Tumor ist die häufigste Krebstodesursache bei Männern und die dritthäufigste Todesursache bei Frauen nach Brust- und Darmkrebs. In der Pneumologie am Krankenhaus Rotthalmünster, einer Fachabteilung für Erkrankungen der Lunge und Atemwege, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, um die Art und Ausbreitung des Tumors genau zu bestimmen – die Basis für ein angepasstes Therapiekonzept.

85 Prozent der Lungenkrebsfälle in Deutschland werden durch aktives Rauchen verursacht. (Foto: Photographee.eu/fotolia.com)

85 Prozent der Lungenkrebsfälle in Deutschland werden durch aktives Rauchen verursacht. (Foto: Photographee.eu / fotolia.com)

Lungenkrebs – auch Lungen- oder Bronchialkarzinom genannt – war im 19. Jahrhundert noch eine echte Seltenheit. Mit der Mode des Rauchens hat sich das dramatisch geändert. Weltweit sterben heutzutage als Folge des Rauchens pro Jahr etwa eine Million Menschen an Lungenkrebs. Die Zahlen nehmen leider weiter kontinuierlich zu. Keine andere Krebsart hat im Verlauf der letzten Jahre eine so hohe Zuwachsrate erfahren, vor allem bei den Frauen. Während die Erkrankungszahlen bei den Männern stagnieren, haben die Frauen als Folge des vermehrten Rauchens stark aufgeholt. Das Durchschnittsalter der Patienten, die an Lungenkrebs erkranken, liegt zwischen 60 und 70 Jahren.

  • Das Bronchialkarzinom macht im frühen Krankheitsstadium in der Regel keine Beschwerden und ist eher ein Zufallsbefund bei Röntgenuntersuchungen der Lunge und/oder des Brustkorbs. Wächst die Geschwulst, sind die Symptome abhängig vom Ausgangsort.
  • Mögliche Beschwerden sind beispielsweise:

    • anhaltender, hartnäckiger Husten
    • (blutiger) Auswurf
    • Atembeschwerden bis hin zu Atemnot
    • ständige Brustschmerzen
    • Appetitlosigkeit oder starke Gewichtsabnahme

Lungenkarzinome werden in Stadien eingeteilt. Diese Stadien ergeben sich aus der Größe und Beziehung zu Nachbarorganen. Daneben ist die Beteiligung von lokalen oder entfernten Lymphknoten entscheidend für die Strategie der Behandlung. Die Ausbreitung des Lungenkarzinoms außerhalb des Brustraums wird mithilfe verschiedener bildgebender Verfahren festgestellt. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Computertomographie und Ultraschalluntersuchungen.

Bei bösartigen Erkrankungen der Lunge ist es von großer Bedeutung, dass man in Erfahrung bringt, ob die thorakalen Lymphknoten vom Tumorgewebe befallen sind. Aus den im Thorax zwischen großen Gefäßen und anderen Organen vorhandenen Lymphdrüsen müssen Proben entnommen werden, um zu wissen, ob der Tumor bereits gestreut hat oder nicht, denn davon hängt das gesamte Therapiekonzept ab. Auch bei vielen gutartigen Erkrankungen ist eine feingewebliche Diagnostik der thorakalen Lymphknoten zur Einleitung einer gezielten Therapie unerlässlich.

EBUS: Der endobronchiale Ultraschall

Die Untersuchung dieser Lymphknoten ist heutzutage mit einem modernen und schonenden sowie minimal-invasiven, bildgebenden Verfahren möglich: dem endobronchialen Ultraschall (EBUS). Der EBUS vereint die Möglichkeiten der Ultraschalldiagnostik und der Bronchoskopie. Für eine klassische Bronchoskopie wird meist ein flexibles Bronchoskop verwendet, das wie ein dünner schwarzer Schlauch aussieht, einen Durchmesser von drei bis sechs Millimetern hat und über die Nase oder den Mund durch den Kehlkopf und die Stimmbänder hindurch in die Luftröhre eingeführt wird.

Da die Atemwege nicht mit Schmerzfasern ausgestattet sind, tut die Bronchoskopie nicht weh. Unangenehm ist lediglich ein mehr oder weniger ausgeprägter Hustenreiz. Deshalb wird vor und während der Untersuchung eine örtliche Betäubung der Schleimhaut durchgeführt, mit oder ohne Gabe eines leichten Schlafmittels. Nur in seltenen Fällen ist eine echte Narkose erforderlich.

In einem Arbeitsschritt können die Lymphknoten zwischen den beiden Lungenflügeln im Ultraschall sichtbar gemacht und mit der dafür konzipierten Nadel punktiert werden, um so Gewebeproben zu gewinnen.

In einem Arbeitsschritt können die Lymphknoten zwischen den beiden Lungenflügeln im Ultraschall sichtbar gemacht und mit der dafür konzipierten Nadel punktiert werden, um so Gewebeproben zu gewinnen.

Vorteile einer EBUS-Untersuchung

An der Spitze des speziellen Bronchoskops ist zusätzlich zur üblichen Optik ein Ultraschallkopf eingebaut. Mit diesem winzigen Ultraschallgerät ist es möglich, die Lymphknoten im Thorax beziehungsweise zentrale, den Atemwegen anliegende Tumore, die sonst bei einer Bronchoskopie nicht sichtbar wären, genau darzustellen und zu untersuchen. Eine weitere spezielle Ultraschallfunktion dieses Geräts, der sog. Doppler, erlaubt, die Lymphknoten von den Blutgefäßen exakt zu unterscheiden. Mittels einer dafür konzipierten Nadel können unter Ultraschallkontrolle aus den thorakalen Lymphknoten Gewebeproben mit hoher Genauigkeit und Treffsicherheit entnommen werden. Eine Verletzung der benachbarten Thoraxgefäße ist durch das Zuschalten der Doppler-Funktion praktisch ausgeschlossen. Das gewonnene Gewebe kann dann auf Krebszellen oder andere Veränderungen untersucht werden.

Diese mittels endobronchialem Ultraschall gesteuerte Punktion wird als transbronchiale Nadelaspiration (EBUS-TBNA) bezeichnet, ein zuverlässiges und etabliertes Verfahren, das die Visualisierung und die Probenentnahme von mediastinalen (das Mittelfell betreffend), zentralen und hilären (den Lungenstiel betreffend) Läsionen sowie Lymphknoten im Tracheobronchialbaum (Bereich der sog. unteren Atemwege) ermöglicht.

Chefarzt Dr. med. Octavian Foris, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Notfallmedizin

Chefarzt Dr. med. Octavian Foris, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Notfallmedizin

Die pulmonologische Abteilung des Krankenhauses Rotthalmünster setzt dieses Verfahren routinemäßig ein. Diese Untersuchung wird unter stationären Bedingungen in Kurznarkose durchgeführt, sodass der Patient in wenigen Minuten nach dem Rückzug des Bronchoskops wieder voll ansprechbar ist und auf Normalstation verlegt werden kann, ohne Notwendigkeit einer anschließenden Monitorüberwachung.


Zur Pneumologie am Krankenhaus Rotthalmünster