Berufsfachschule für Pflege Rotthalmünster setzt auf kultursensible Ausbildung mit Blick über den Tellerrand

Lehrkraft und Praxisbegleiterin Elke Lindenthal (Mitte) lehrt die Pflegeauszubildenden, wie man kultursensibel pflegt.
Mittlerweile gehört es zur Normalität in der Pflege, dass Menschen unterschiedlicher Nationen mit verschiedenen Sprachen, Ritualen und Glaubensrichtungen aufeinandertreffen und in Teams zusammenarbeiten. Auch an der Berufsfachschule für Pflege in Rotthalmünster, der Ausbildungsstätte der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen, nimmt die Vielfalt an unterschiedlichen Nationalitäten zu. Der Anteil an Ausbildungsstartern mit Migrationshintergrund sei nach Auskunft des Schulleiters Hannes Matthei in letzten drei Jahren von 11 Prozent auf 36 Prozent angestiegen.
Um eine stabile Versorgung in unserem Gesundheitswesen sicherstellen, ist es unausweichlich sich international zu öffnen, insbesondere mit Blick auf den bereits existenten Fachkräftemangel im Pflegeberuf.Schulleiter Hannes Matthei
Menschen mit Migrationshintergrund werden dem Schulleiter zufolge eine zunehmende Relevanz im Pflegealltag erhalten. Er begrüßt die Multikulturalität des Pflegenachwuchses und sieht darin eine Win-Win-Situation. “Auszubildende mit oder ohne Migrationshintergrund fungieren als interkulturelle Brückenbauer, beispielsweise um sich mit Patienten, aber auch im interprofessionellen Team mit zunehmendem Migrationshintergrund besser zu verständigen”, so der studierte Pflegepädagoge. Dies fördere die interkulturelle Kompetenz, die eine zunehmende Bedeutung im Pflegeberuf einnehmen werde.
Gegenseitiger Respekt als Leitsatz
Auf der anderen Seite sind interkulturelle Begegnungen auch mit Herausforderungen verbunden. Verschiedene Orientierungssysteme und Wertvorstellungen der Kulturmitglieder fordern Anpassungsfähigkeit und Toleranz gegenüber gegebenen Strukturen. “Gegenseitiger Respekt ist ein Leitsatz, der an unserer Pflegefachschule gelebt wird”, betont Schulleiter Herr Matthei. Bereits seit 2019 verzeichnet er eine massive Zunahme an international Bewerbenden. Dem Leiter der Ausbildungsstätte und seinem Team liegt es sehr am Herzen, dass sich jeder Auszubildende willkommen fühlt.
Lehrkraft Elke Lindenthal ergänzt, dass es in der Pflegepraxis neben dem Einfühlungsvermögen in andere Kulturen unabdingbar sei, Multikulturalität zu leben. Eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Religionen und Kulturen sei in der Pflegeausbildung daher grundlegend. “Mit dem Unterrichtskonzept ‚Lebe die Kultur deines Gegenübers‘ setzen sich unsere angehenden Pflegefachkräfte mit den vier Weltreligionen auseinander und erarbeiten dessen Pflegeschwerpunkte”, so die Praxisbegleiterin und fügt hinzu: “Zudem erörtern unsere Auszubildenden die Anforderungen an das Pflegepersonal und erarbeiten notwendige Verhaltensempfehlungen.” Für sie sei es wichtig, den Auszubildenden relevantes Wissen über andere Kulturen zu vermitteln. Nur so gelinge es, gegenseitiges Verständnis zu erreichen und wertschätzend miteinander umzugehen. “Ganz nach dem Motto: Lassen wir uns auf Veränderungen ein und erweitern so unseren Horizont”, so Elke Lindenthal
Interview mit Azubi Adem Labibi
Ein Auszubildender mit Migrationshintergrund an der Berufsfachschule für Pflege in Rotthalmünster ist Adem Labibi. Der 22-jährige Tunesier befindet sich seit September im ersten Ausbildungsjahr. Er schätzt die Arbeit am Patienten sehr.

Auszubildender Adem Labibi interessiert sich in der Ausbildung insbesondere für die medizinischen Aspekte der Pflege.
Warum er sich für die Pflegeausbildung im Ausland entschieden hat? “Der Bedarf an Pflegekräften ist in Deutschland viel höher als in meiner Heimat, weil es hier viel mehr ältere Menschen gibt”, so Adem, der vor Ausbildungsbeginn einen Deutschkurs gemacht hat und seine Sprachkenntnisse täglich verbessert. Nur der bayerische Dialekt macht ihm noch etwas zu schaffen. Aber der fleißige Azubi sieht in Deutschland eine sichere berufliche Zukunft für sich mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten und einer deutlich besseren Bezahlung als in seiner Heimat Tunesien. Gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration.
Dafür stellt sich Adem auch gerne einigen Herausforderungen, wie dem Erlernen eines Berufs in einer Fremdsprache, der weiten Entfernung von seiner Familie sowie der Bewältigung des Alltags allein in der Fremde – und dem verhältnismäßig schlechten Wetter in Deutschland.
Der Pflegeschüler hat sich gut eingelebt, wohnt in der Appartement-Wohnanlage im Ortskern und spielt in der Fußballmannschaft des TSV Rotthalmünster. Seine Entscheidung bereut er nicht: “Die Lehrer und die anderen Auszubildenden an der Berufsfachschule sind sehr nett, ich fühle mich wohl und gut aufgehoben”, so Adem, dessen Stärken vor allem im Praxiseinsatz liegen.
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