Krankenhaus Vilshofen probt regelmäßig mit erfahrenen Profis für Ernstfälle
Rund 30.000 Schwerverletzte werden jährlich in die Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser eingeliefert. Bei der Erstversorgung zählt jede Sekunde. Ärzte, Pfleger und Helfer müssen dabei optimal zusammenarbeiten. Um dies am Krankenhaus Vilshofen zu gewährleisten, findet dort jährlich eine sogenannte Schockraum-Fortbildung statt. Erst kürzlich nahmen daran wieder rund 50 Fachkräfte aus den beteiligten Disziplinen Chirurgie, Anästhesie, Intensiv, Notfall-/ Rettungsmedizin und Pflege teil. Sie widmeten sich einen Tag lang der Erstversorgung von Schwerverletzten im Schockraum sowie der Bewältigung einer größeren Anzahl von Verletzten oder Erkrankten (Massenanfall von Verletzten).
Organisiert wurde die Schulung von Oberarzt Dr. med. Wolfgang Stuchlik von der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Hans-Otto Rieger. Eingangs informierte Dr. Stuchlik die Fortbildungsteilnehmer über das allgemeine Schwerverletztenmanagement nach den speziellen Algorithmen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Danach präsentierte Assistenzarzt Dr. Geza Szelle einen aktuellen Fall aus der jüngeren Vergangenheit mit anschließender Möglichkeit zur Diskussion mit der beteiligten Dienstmannschaft. Oberarzt Christian Wollin von der anästhesiologischen Abteilung hielt einen Vortrag über die Gabe von gerinnungsaktiven – d.h. blutstillenden – Substanzen bei schweren Blutungen und Schockzuständen.
Im zweiten Teil ging es um die Alarmplanung im Krankenhaus Vilshofen, die insbesondere zur Bewältigung einer größeren Anzahl von Verletzten oder Erkrankten dient, wie z. B. im Katastrophenfall oder auch bei internen Gefahrenlagen wie Bränden oder Evakuierungen. Leitender Notarzt Dr. Stuchlik erläuterte dabei wichtige Punkte der Einsatzplanung: Strategien des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes, Abwicklung von Massenanfällen von Verletzten an den Schadensorten, Aufbau der Organisationsstrukturen sowie Erstversorgung von Patienten mit anschließender Verteilung auf mehrere Krankenhäuser. Parallel zur Einsatzabwicklung vor Ort bereiten sich die Krankenhäuser auf die zu erwartende größere Anzahl von Verletzten vor, was Robert Grübl, Fachkraft für Arbeitssicherheit, in einem gesonderten Vortrag darstellte. Das gesamte Notfallkonzept des Krankenhauses Vilshofen wurde eineinhalb Jahre in ständiger Weiterentwicklung ausgefeilt. Die regelmäßige Auffrischung des angedachten strategischen Verhaltens ist dabei entscheidend.
Übung unter dem Motto “Häusliche Gewalt”
Nach der Theorie ging es in die Praxis. Stefanie Bircheneder, Medizinische Fachangestellte der Notaufnahme, und Patrick Killian, Mitarbeiter des Rettungsdienstes, spielten die vermeintlichen Verletzten. Dazu wurden sie ausführlich instruiert, wie sie sich entsprechend ihrer vorgetäuschten Verletzungen zu verhalten haben. Wirklich täuschend echt präpariert und geschminkt wurden sie von Katharina Fröhler, Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Rettungssanitäterin. Unter Realbedingungen wurden die beiden „Verletzen“ dann im Krankenwagen von einem Team des Rettungsdienstes Vilshofen unter Leitung von Markus Urlbauer ins Krankenhaus Vilshofen eingeliefert und in die Notaufnahme gebracht. Dort mimten die Fortbildungsteilnehmer ein sogenanntes Schockraum-Team, das die Erstversorgung im Ernstfall übernimmt. Ziel der Übung war die Erkennung akut lebensbedrohlicher Zustände nach den speziellen Trauma-Algorithmen und die unmittelbare Stabilisierung sowie Behandlung der Patienten. Dr. Stuchlik spielte dabei den Notarzt, leitete die Teams an und informierte über die Verletzungen.
Nach erfolgter Versorgung der zwei Schwerverletzten und Beendigung des Szenarios zog Dr. Stuchlik ein positives Resümee, lobte alle Beteiligten und bedankte sich bei den Schauspielern und dem engagierten Vilshofener Rettungsdienst. Wie die regen Diskussionen zeigten, ist die Veranstaltung notwendig und auch dieses Jahr wieder sehr erfolgreich verlaufen. Von der bayerischen Landesärztekammer gab es dafür fünf Fortbildungspunkte.
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