Die Psychosomatische Tagesklinik Passau bietet eine Traumaambulanz zur kompetenten psychologischen Akutversorgung von erwachsenen Opfern von Gewalttaten an. Damit ist die Einrichtung, als erste in Stadt und Landkreis Passau, Teil eines bayernweiten Netzwerks von Traumaambulanzen.
Gegründet wurden die Traumaambulanzen vom Zentrum für Familie und Soziales in Bayern. Diese sind 2021 wichtiger denn je, denn laut Weißem Ring haben sich dort in den ersten 10 Monaten des Coronajahrs 2020 ca. 10 Prozent mehr Opfer häuslicher Gewalt gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Ziel der Traumaambulanzen ist es, nach Gewalttaten die psychischen Traumatisierungen von Gewaltopfern zu verhindern oder zumindest zu lindern. Häufig bestehen im psychotherapeutischen und psychiatrischen Bereich lange Wartezeiten und damit Schwierigkeiten, eine zeitnahe Behandlung zu erhalten. Schnelle und unbürokratische Sofortmaßnahmen sind jedoch gerade für Opfer von Gewalttaten sehr wichtig.
Dr. med. Hans-Joachim Schmitt, Chefarzt der Psychosomatischen Tagesklinik in Passau sowie der stationären Klinik für Psychosomatik in Wegscheid, beantwortet nachfolgend einige Fragen zur neuen Traumaambulanz in Passau.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um in der Traumaambulanz in Passau behandelt zu werden?
Dr. Schmitt: Ein Anspruch auf eine Behandlung in der Traumambulanz besteht, wenn sich die Gewalttat nach dem 31.12.2020 ereignet hat. Eine Überweisung für die Traumaambulanz braucht es nicht, jedoch ist eine vorherige Terminvereinbarung erforderlich. Die Behandlungstermine erfolgen zeitnah. Für die Traumaambulanz unserer Tagesklinik in Passau stehen täglich von 8 bis 16 Uhr weibliche und männliche Therapeuten mit Erfahrung für die Akutbehandlung zur Verfügung. An der Traumaambulanz können, nach zwei diagnostisch und formal prüfenden Sitzungen und nach Anerkennung der Erkrankung im Rahmen des Opferschutzes durch das Zentrum für Familie und Soziales in Bayern, acht weitere Akut-Sitzungen zu je 50 Minuten erfolgen.
Worauf zielt die Trauma-Therapie ab?
Dr. Schmitt: Im Vordergrund der Frühintervention bei Traumafolgestörungen steht die Bewältigung der aktuellen Eindrücke, deren Einordnung in ein verständliches Selbstkonzept, das Erlernen von Skills und damit einem Wiedererlangen von Handlungsfähigkeit. Unsere Abteilung beschäftigt sich seit meinem Amtsantritt in 2018 intensiv mit Traumafolgestörungen. Zunächst im stationären, dann auch weitergehend im teilstationären Behandlungssetting. Darüber hinaus wird ein traumasensibles Yoga im stationären Setting in unseren geschlossenen Traumagruppen in die Behandlung mit einbezogen. Meine Kollegin, Oberärztin Ulrike Müller-Görtz, und meine Person bringen langjährige Erfahrungen in der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) aus unseren früheren Tätigkeiten mit.