Knie-Endoprothetik: Neue Methode – mehr Lebensqualität

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VON DR. MED. HANS-OTTO RIEGER, CHEFARZT DER UNFALLCHIRURGIE, ORTHOPÄDIE & SPORTMEDIZIN AM KRANKENHAUS VILSHOFEN SOWIE LEITER DES ENDOPROTHETIKZENTRUMS PASSAU-LAND

  • (Foto: BeautyStock/Adobe Stock)

  • Im Vergleich zur Hüft-Endoprothetik schneidet die Knie-Endoprothetik im Er­gebnis bisher nicht so gut ab: Die Pati­enten sind mit ihrem Kniegelenkersatz nicht annähernd so zufrieden und schmerzfrei wie Patienten mit einem Hüftgelenkersatz. Daran wird seit Jah­ren geforscht, um die Ergebnisse ent­sprechend zu verbessern. Mit Erfolg: Es gibt mittlerweile einen sehr erfolgrei­chen Ansatz, von dem jetzt auch Knie­arthrose­-Patienten am Krankenhaus Vilshofen profitieren.

Rekonstruktion der ursprünglichen Knie-Anatomie

Im Bereich der Hüftendoprothetik ist es internationaler Standard, dass mit dem künstlichen Gelenkersatz die individuelle Bewegungsgeometrie des Patienten bestmöglich wiederhergestellt wird. Die Verwendung entsprechend passgenauer Prothesen bringt den Patienten näher an seine ursprüngliche physiologische Beweglichkeit zurück. Dies hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Ausmaß der postoperativen Schmerzen.

In der Knie-Endoprothetik war es bisher üblich, nach der Operation immer eine gerade Beinachse zu erzielen. Begründet wurde dieses Vorgehen damit, dass die Implantate so eine längere Standzeit (Haltbarkeit) hätten. Neuen Erkenntnissen aus der Kinematik (Wissenschaft der Bewegung) und Ganganalyse zufolge kommen die Patienten mit ihren künstlichen Gelenken deutlich besser zurecht, wenn die individuell vorgegebene Gelenkachse so präzise wie möglich rekonstruiert werden kann. Moderne Implantate mit verbesserten Kunststoffen geben den Operateuren heutzutage genau diese Möglichkeit.

Vor drei Monaten eingesetzte Knieprothese im rechten Bein (links im Bild) sowie neu eingesetzte Knieprothese im linken Bein.

Neue Methode: Measured-Resection

Ähnlich wie bei der Hüftendoprothetik kann nun auch bei der Knieendoprothetik besonders Wert darauf gelegt werden, dass die angeborene Bein­stellung des jeweiligen Patienten, wie etwa O-Beine, nach der Operation wiederhergestellt wird. Diese Methode, im Fachjargon Measured-­Resection, ermöglicht den Operateuren, die schmerzempfindlichen Gewebe um das Gelenk besser zu schonen und führt deshalb zu deutlich weniger postoperativen Schmerzen im weiteren Verlauf. Voraussetzung dafür ist, die ursprüngliche Anatomie des Patienten anhand spezieller Röntgenaufnahmen möglichst präzise zu messen, um entsprechende Schnittschablonen für die Operation verwenden zu können. Die Prothesen selbst sind im Vergleich zu früher noch besser an die Anatomie des Patienten angepasst. Zudem besteht eine feinere Abstufung bei den Prothesengrößen.


    Nach Anschaffung der benötigten Operationsinstrumente wurde die Measured-Resection-Methode im Sommer 2023 am Krankenhaus Vilshofen (einem Standort des EndoProthetikZentrums Passau-Land) eingeführt und ist dort mittlerweile für alle Patienten verfügbar.


    Fallbeispiel

    Durch 3 Grad arthrosebedingten Knorpelverlust innenseitig entstand bei diesem Patienten im Verlauf der Zeit eine Beinachse von 172 Grad mit innenseitiger Instabilität (normal wären bei diesem Patienten 175 Grad = leichte O-Beinstellung).

    Durch die perfekt gewählten Schnitte während der Operation wurde die ursprüngliche Beinachse von 175 Grad, wie vom Patienten gewohnt, wiederhergestellt. Die Stabilität des Kniegelenks ist damit auch wieder gegeben, der Bandapparat muss sich nicht an neue Achsverhältnisse gewöhnen.

    Dr. Rieger: “Der entscheidende Grund, der letztendlich zum Gelenkersatz führt, ist eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bei radiologisch nachgewiesener Arthrose. Deutliche Zeichen, dass man tätig werden sollte, sind Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit, die sich z. B. durch Physiotherapie nicht mehr ausgleichen lassen, wie etwa Streckdefizite im Bereich des Kniegelenks oder Beugedefizite im Bereich der Hüfte, sodass die Patienten nicht mehr selbst ihre Socken anziehen können. Ein ganz wichtiger Faktor bei der Entscheidung zur Operation ist aber auch der Ruheschmerz, der den Patienten den Schlaf raubt.”