Richtig ernähren bei Darmerkrankungen

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Unter Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen versteht man eine wiederholt auftretende oder auch andauernd bestehende Entzündung in verschiedenen Bereichen des Magen-Darm-Traktes. (Foto: yodiyim/Fotolia.com)

Unter Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen versteht man eine wiederholt auftretende oder auch andauernd bestehende Entzündung in verschiedenen Bereichen des Magen-Darm-Traktes. (Foto: yodiyim/Fotolia.com)

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) treffen vor allem junge Menschen in einer sensiblen Lebensphase und begleiten sie meist ein Leben lang. Am stärksten vertreten sind die beiden Hauptformen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Zwar existieren heute zahlreiche medikamentöse Therapiemaßnahmen, trotzdem führen die Erkrankungen nach wie vor zu erheblichen Einschränkungen in der Lebensführung. Im Vordergrund steht hierbei die richtige Ernährung, um Mangelerscheinungen zu verhindern, Symptome zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.

Begünstigende und hemmende Faktoren

Verschiedene Faktoren der Lebensweise können einen Einfluss auf chronischentzündliche Darmerkrankungen haben. So scheinen körperliche Aktivität, Rauchen, Stress, Schlaf, Medikamente oder hygienische Bedingungen das Risiko für eine Erkrankung zu beeinflussen. Auch eine Appendektomie (operative Entfernung des Wurmfortsatzes am Blinddarm) und nicht zuletzt die Darmflora können bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine Rolle spielen. Die Aufnahme von Obst und Gemüse hingegen scheint vor einer Erkrankung zu schützen. Widersprüchlich sind die Ergebnisse bezüglich ungesättigten Fetten und raffinierten Zuckern. Insbesondere die Nahrungsaufnahme führt bei vielen Betroffenen zu vermehrten abdominellen Beschwerden, sodass sie sich in ihrer Nahrungsmittelauswahl einschränken und eine Vielzahl von alternativen Therapieformen anwenden müssen.

Mangelernährung und Nährstoffmängel verhindern

Bei vielen Patienten bestehen Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsbestandteilen, an erster Stelle die Milchunverträglichkeit, nach der gezielt gefahndet werden muss. Im Vordergrund der Bemühungen müssen die Vermeidung einer Mangelernährung und der Ausgleich von Nährstoffmängeln stehen. Fast die Hälfte der Patienten (rund 40 Prozent) weisen im akuten Schub eine Eisenmangelanämie auf. Diese sollte nach laborchemischer Sicherung mittels intravenöser Gabe von Eisen ausgeglichen werden.

Aufgrund der Lokalisation der Entzündung besteht bei fast allen Patienten zusätzlich ein Calcium- und Vitamin-D-Mangel, welcher zur Verhinderung einer Osteoporose frühzeitig ausgeglichen werden sollte. Zudem erscheint eine Dokumentation der Ausgangssituation mittels Osteodensitometrie (Knochendichte-Messung) sinnvoll. Nachdem rund ein Drittel der Patienten zumindest im Schub eine Hypalbuminämie, also eine zu niedrige Konzentration von Albumin im Blut aufweisen, ist auf eine ausreichende Eiweißzufuhr zu achten. Bedingt durch die meist starken Durchfälle kommt es zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten, die engmaschig kontrolliert und ausgeglichen werden müssen.

Das Spektrum der Vitaminmangelzustände ist breit und reicht vom oben genannten Vitamin D-Mangel über Vitamin B12-, Folsäure-, B6- und B1- bis zum Betacarotin-Mangel. Hervorzuheben sei der häufig auftretende Zinkmangel, da dieser zu Geschmacksempfindungsstörungen führt und damit die Nahrungsaufnahme einschränkt. Speziell bei Patienten mit Wundheilungsstö- rungen und Fisteln sollte an einen Zinkmangel gedacht werden.

Spezialfälle: operierte Patienten

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa treten gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, aber auch schon Kinder und Jugendliche können betroffen sein. (Foto: Bits and Splits/fotolia.com)

CED wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa treten gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, aber auch schon Kinder und Jugendliche können betroffen sein. (Foto: Bits and Splits/fotolia.com)

Noch ein Wort zu Spezialfällen: operierte Patienten stellen eine eigene Gruppe dar, da sie mit (Fett-) Malabsorptionsproblemen verbunden sind. Bei Kurzdarmsyndrom und Stoma-Patienten sollte die Aufnahme von Fetten und damit verbunden fettlöslichen Vitaminen durch den Einsatz kurz- bis mittelkettiger Fette verbessert werden. Insbesondere die Gallensäurefehlresorption als Ursache von persistierenden Diarrhoen tritt bei dieser Patientengruppe häufig auf. Zur Flüssigkeitsbindung und damit Reduktion von Durchfällen werden häufig Faserstoffe oder Flohsamen benutzt. Im akuten Schub oder bei Stenosen sollte die Ernährung jedoch eher ballaststoffarm sein.

Komplikationsvermeidung und Symptomverbesserung im Fokus

Im Vordergrund einer modifizierten Ernährung bei Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung steht neben einer Symptomverbesserung die Komplikationsvermeidung. Wie bei Normalpatienten ist das Ziel eine ausgewogene Ernährung mit circa 30 bis 40 Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht und mindestens 1 bis 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht, die in Form von kleinen Mahlzeiten vier bis sieben Mal täglich zugeführt werden sollte. Falls notwendig, können zur Vermeidung von Mangelzuständen Zusatztrinknahrungen, beispielsweise Eiweiß- Shakes, gegeben werden. Besonders hinweisen möchte ich auf eine ausreichende Trinkmenge, da bei chronischentzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere bei Morbus Crohn, es sehr häufig zur Nierensteinbildung kommt.

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