
Im “Emergency Room” am Krankenhaus Rotthalmünster: ZNA-Chefärztin Dr. med. Claudia Döschner (r.) mit ZNA-Pflegefachkraft Melanie Walch.
Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) ist das Herz einer jeden Klinik. Ob Herzinfarkt, Schlaganfall, schwerer Unfall oder akute Atemnot: Die ZNA ist Anlaufstelle für alle akuten medizinischen Notfälle, die sofort behandelt werden müssen, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Leben retten gehört in ZNAs zum Alltag – auch an den Kliniken Rotthalmünster und Vilshofen.
Es geht zwar die meiste Zeit nicht so wild zu wie in der früheren TV-Serie “Emergency Room”, dennoch verfolgen die ZNAs der Landkreiskliniken das gleiche Ziel: die optimale medizinische Versorgung in möglichst kurzer Zeit. Vor dem Hintergrund, dass in keiner anderen Fachabteilung eine derartige Bandbreite von Verletzungen und Krankheiten behandelt wird wie in der ZNA, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Beteiligten enorm wichtig. In den ZNA-Teams arbeiten medizinische Fachangestellte / MFAs, examinierte Pflegefachkräfte, Physician Assistants und Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen interprofessionell und interdisziplinär Hand in Hand zusammen.
Da die Kliniken Rotthalmünster und Vilshofen keine Pädiatrie haben, dürfen erkrankte Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dort nicht behandelt werden.
Verletzte Kinder betrifft dies nicht, da es für die Unfallchirurgen eine spezielle Zulassung diesbezüglich gibt.
Es kommt immer wieder vor, dass Eltern ihre schwer oder sogar lebensbedrohlich erkrankten Kinder in den ZNAs der Landkreiskliniken vorstellen. In solchen Fällen werden die Kinder stabilisiert und eine Notfallverlegung in eine Kinderrettungsstelle mittels Rettungsdienst und Notarzt organisiert.
In den ZNAs werden schwerverletzte Patienten vorrangig behandelt, nämlich nach dem sog. Triage-System. Hierbei handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren zur systematischen Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit der eintreffenden Patienten, mit dem Ziel einer schnellen Festlegung von sicheren und nachvollziehbaren Behandlungsprioritäten. Das bedeutet, dass ein schwerverletzter Patient immer prioritär zu einem anderen, nur leicht verletzten Patienten behandelt wird, auch wenn dieser früher da war. Aus diesem Grund, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil nicht geplant werden kann, wie viele Patienten in der Notaufnahme eintreffen, sind Wartezeiten nicht vermeidbar.
Die Triage
Bei der Triage wird jeder Patient innerhalb kürzester Zeit nach den Symptomen “Lebensgefahr”, “Schmerzen”, “Blutverlust”, “Bewusstsein”, “Temperatur” und “Krankheitsdauer” eingeschätzt und einer der folgenden drei Dringlichkeitsstufen zugeordnet.
Ampel- System:
Rot = “sofortiger Arztkontakt”
Gelb = “dringlicher Arztkontakt”
Grün = “nicht lebensbedrohlich”
Die Einweisung
…der Notfallpatienten erfolgt über den Haus- oder Facharzt, den ärztlichen Bereitschaftsdienst oder den BRK-Rettungsdienst. Letzterer wird koordiniert durch die integrierte Rettungsleitstelle (ILS) in Passau. Mithilfe eines computerbasierten Systems wird der ILS angezeigt, welche Kliniken im Umkreis freie Kapazitäten haben. Die Notfallpatienten werden der entsprechenden Klinik dann umgehend angekündigt, inklusive Schweregrad der Erkrankung bzw. Verletzung sowie Ankunftszeit.
ZNA ist keine Arztpraxis
“In unseren Notaufnahmen wird grundsätzlich jeder Patient von einem Arzt gesehen”, so Dr. med. Claudia Döschner, Chefärztin der ZNA in Rotthalmünster und ergänzt: “Die Ersteinschätzung und Beobachtung sind von enormer Wichtigkeit. Die ZNA ist immer die richtige Adresse, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt, wie bspw. Brustschmerzen, Herzleiden, Luftnot, Lähmungen, Sprachstörungen, starke Schmerzen oder Blutungen, Knochenbrüche, Bewusstlosigkeit, allergische Reaktionen oder Vergiftungen.” Ihr Kollege am Krankenhaus Vilshofen, ZNA-Chefarzt Dr. med. Daniel Schoch, ergänzt: “Leider kommt es regelmäßig vor, dass Patienten die ZNA aufsuchen, weil ihr Hausarzt gerade Urlaub hat oder sie Beschwerden abklären lassen möchten, die schon seit Wochen vorliegen.”
Fälle für die KVB-Bereitschaftspraxis
Grundsätzlich ist es so, dass bei Erkrankungen, die der Haus- oder Facharzt behandeln kann, aber nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde warten können, wie bspw. Grippe, Hals- und Ohrenschmerzen, Erbrechen und Durchfall, Zecken- und Insektenstiche oder Blasenentzündung, die KVB-Bereitschaftspraxis die richtige Anlaufstelle ist. Bei Fragen steht auch deren geschultes Fachpersonal unter der Telefonnummer 116117 (Patientenservice) zur Verfügung.
ZNA-Chefarzt Dr. med. Daniel Schoch erklärt: “Bei Gesundheitsbeschwerden, die nicht lebensbedrohlich sind, erfolgt daher eine Weiterleitung der Patienten in die Praxis des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes, die in Vilshofen und Rotthalmünster an der Klinik angesiedelt ist, um die Notaufnahmen zu entlasten. Ausnahmen bilden Arbeits- und Wegeunfälle oder Patienten, die bereits in unseren Kliniken vorbehandelt wurden.”