Psychosomatische Tagesklinik Passau: Pflegerische Leitung Markus Effenberger will Recovery-Ansatz aus seinem Bachelorstudium in Bezugspflege integrieren

Mit viel Fleiß und Engagement: Stationsleiter Markus Effenberger (Mitte) hat sein Studium in Psychiatrischer Pflege mit einer Gesamtnote von 1,6 abgeschlossen. Florian Pletz (l.), Prokurist der Landkreiskliniken, und Pflegedirektor Martin Marek gratulieren ihm herzlich zu diesem verdienten Ergebnis.
Die pflegerische Versorgung psychisch Erkrankter ist sehr komplex. Eine gute Patientenversorgung braucht gut ausgebildete Pflegefachkräfte – so wie Markus Effenberger. Der Stationsleiter der Psychosomatischen Tagesklinik in Passau strebt auch nach acht Jahren Berufserfahrung in dem Fachgebiet nach ständiger Weiterentwicklung. Erst letztes Jahr hat der Gesundheits- und Krankenpfleger den Bachelorstudiengang “B.Sc. Psychiatrische Pflege” erfolgreich abgeschlossen. Seine akademischen Kenntnisse will der 35-Jährige gezielt nutzen, um neue wissenschaftliche Ansätze in die pflegerische Praxis der Psychosomatischen Tagesklinik zu integrieren, wie die recoverybasierte Pflege.
Im Interview berichtet Markus Effenberger von seiner beachtlichen Laufbahn, seinen Erkenntnissen aus dem Studium und wie diese sein Wirken an der Tagesklinik Passau mitprägen.
Herr Effenberger, war Pflege im Bereich Psychosomatik immer Ihr Wunschberuf?
Hr. Effenberger: Nein, nach der Schule habe ich erst eine Lehre als Schreiner absolviert. Durch den Zivildienst wurde mir aber klar, dass ich sehr gerne mit Menschen arbeite. Darum habe ich 2010 die dreijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in Landshut gemacht. Anschließend zog es mich zurück in die Heimat, wo ich zunächst in der Unfallchirurgie / Orthopädie am Klinikum Passau Fuß fasste.
Da mich das Fachgebiet der Psychiatrie / Psychosomatik schon immer interessierte, wechselte ich 2017 in die psychosomatische Fachabteilung an die Johannesbad Fachklinik Bad Füssing. Die erste Zeit dort war sehr intensiv, aber die Arbeit hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht. Darum habe ich Bücher gewälzt und mich immer mehr mit dem Fachgebiet vertraut gemacht.
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Seit wann sind Sie an der Tagesklinik in Passau tätig?
Hr. Effenberger: 2020 wechselte ich an die Psychosomatische Tagesklinik. Trotz der erschwerten Bedingungen wegen Corona, habe ich dort schnell meinen Platz im multiprofessionellen Team gefunden. Ein Jahr später, im September 2021, wurde mir dann die Stelle der Stationsleitung angeboten, welche ich natürlich dankend annahm, da ich gerne mit meinen Aufgaben wachse. Zeitgleich startete ich berufsbegleitend mit dem Bachelorstudiengang “Psychiatrische Pflege” an der Hochschule Döpfer in Regensburg. Außerdem bin ich noch als Praxisanleiter tätig und begleite die Auszubildenden während ihrer Einsätze in unserer Tagesklinik.
Das klingt herausfordernd. Wie haben Sie diesen Spagat zwischen Leitungsfunktion in Vollzeit, Studium und Privatleben gemeistert?
Hr. Effenberger: Wenn ich im Nachhinein so zurückblicke, frage ich mich selbst, wie ich das alles geschafft habe. Zudem ist parallel noch eine andere Weiterbildung gelaufen – für Traumapädagogik / Traumazentrierte Fachberatung mit Schwerpunkt Traumafachberater. Diese habe ich im November 2023 abgeschlossen, als ich schon mit meiner Bachelorarbeit fürs Studium beschäftigt war.
Ohne die Unterstützung durch mein Team der Tagesklinik wäre das berufsbegleitende Studium mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Mein besonderer Dank gilt – neben meiner Familie – auch unserem Pflegedirektor Herrn Marek, Prokurist Herrn Pletz, Chefarzt Dr. Schmitt sowie der Geschäftsführung der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen, die mich sowohl finanziell als auch mit Zeitstunden voll unterstützt haben.
Mit welchen Inhalten haben Sie sich im Studium genau beschäftigt?
Hr. Effenberger: Es ging vor allem um Praxis-Theorie-Verknüpfung, psychiatrische Erkrankungen, Beziehungs- und Milieugestaltung in der Psychiatrie, Gesundheitsökonomie sowie viel wissenschaftliche Arbeit. Zudem folgten drei Praktika in der Erwachsenenpsychiatrie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie im eigenen Fachbereich in der Tagesklinik Passau. Für diese verschiedenen, wertvollen Einblicke bin ich den einzelnen Institutionen sehr dankbar. Mein Thema für die Bachelorarbeit „Recovery und Empowerment in der Pflegepraxis: Exploration von Chancen und Grenzen in Bezug auf die Genesung und Lebensqualität“ habe ich bewusst gewählt, da ich dies künftig im Rahmen meiner Tätigkeit in der Psychosomatischen Tagesklinik Passau implementieren und umsetzen möchte.
Recovery und Empowerment – was ist genau darunter zu verstehen?
Hr. Effenberger: Die recoveryorientierte Pflege zielt darauf ab, dass Patienten mit psychischen Erkrankungen ihr Selbstvertrauen in den eigenen Körper zurückgewinnen und mit weniger Unsicherheit in die Zukunft blicken können. Durch eine gezielte Begleitung im therapeutischen Setting kann den Patienten geholfen werden, ihre Fortschritte bewusst wahrzunehmen und ihre Selbständigkeit Schritt für Schritt wiederzuerlangen. Dabei geht man auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten ein und zeigt realistische Perspektiven auf, um Ängste abzubauen und Zuversicht zu vermitteln. Mir ist besonders wichtig, dass sich unsere Patienten nicht nur auf die aktuelle Behandlung fokussieren, sondern auch lernen, mit möglichen Herausforderungen in der Zukunft umzugehen.
Aktuell ist das Recovery-Konzept noch in Arbeit und noch nicht vollständig in der Praxis etabliert. Durch meinen Einsatz und die gezielte Anleitung des Pflegeteams wird die Umsetzung im weiteren Verlauf schrittweise erfolgen.Pflegerische Leitung der Tagesklinik Markus Effenberger, B.Sc. Psychiatrische Pflege
Nach welchem Pflege-Prinzip behandeln Sie die Patienten aktuell?
Hr. Effenberger: Wir arbeiten in der Tagesklinik in Passau nach dem Schema der Bezugspflege. Diese dient auch als Grundlage für das Recovery-Konzept, da jedem Patienten eine Pflegekraft als feste Bezugsperson während der gesamten teilstationären Behandlung zur Seite steht. Auch ich als Stationsleitung bin hier ganz normal miteingebunden. Nach einem detaillierten Aufnahmegespräch vereinbaren wir mit unseren Bezugspatienten wöchentlich ein 25-minütiges Gespräch. Darin stehen die aktuellen Befindlichkeiten der Patienten, Therapiefortschritte, individuelle Bewältigungsstrategien sowie soziale und therapeutische Ziele im Fokus. Als Bezugspflegekraft unterstützen wir unsere Patienten, Herausforderungen zu reflektieren und arbeiten gemeinsam an Lösungswegen.
Unser gesamtes Pflegeteam ist was Weiterbildungen anbelangt sehr gut aufgestellt. Wir decken verschiedene Bereiche wie Entspannungstherapie, Akupunktur nach NADA, Therapeutic Touch Practitioner, Traumafachberatung, Klangschalentherapie und weiteren spezialisierten Methoden ab, die eine ganzheitliche und einfühlsame Betreuung ermöglichen.
Hilft Ihnen das Studium auch in Ihrer Funktion als Stationsleitung weiter?
Hr. Effenberger: Ja, die erworbenen Kenntnissen ermöglichen es mir, komplexe pflegerische Prozesse zu analysieren und in die Praxis zu übertragen. Als Stationsleitung arbeite ich interdisziplinär mit den verschiedenen bei uns tätigen Berufsgruppen zusammen. Nur durch enge Abstimmung zwischen den verschiedenen Fachbereichen kann eine ganzheitliche und patientenzentrierte Versorgung sichergestellt werden. Unser Team ergänzt sich durch die verschiedenen Vorkenntnisse, beruflichen Hintergründe und praktischen Erfahrungen eines jeden Einzelnen optimal. Dadurch können wir Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Diese Vielfalt ermöglicht es uns, innovative Lösungen zu entwickeln und voneinander zu lernen, was letztendlich jedem einzelnen Patienten in der Therapie zugutekommt.
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