Kardiologie in Kliniken Rotthalmünster und Vilshofen bietet neue Therapie bei Gefäßverengungen an – niederbayernweit nur an einer weiteren Klinik

Dr. Boris Ivanov (l.), Ärztlicher Leiter des Herzkatheterlabors in Vilshofen, hält den Griff, der die Druckwellen auslöst. Auf den Griff aufgesteckt wird ein Ballonkatheter, den Peter Seibold, stv. Pflegerischer Abteilungsleiter, hält.
Patienten mit starken Kalkablagerungen in den Herzkranzgefäßen werden an den Krankenhäusern Rotthalmünster und Vilshofen mit Hilfe der sog. Intravaskulären Lithotripsie (IVL) behandelt. Die Kardiologie, die Fachabteilung für Herz- und Gefäßerkrankungen der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen hat damit seit Anfang des Jahres ihr Leistungsspektrum um eine wichtige Therapieform erweitert. Niederbayernweit wird die IVL bislang regelhaft nur an einem weiteren Standort, nämlich in Landshut, angeboten.
Im nachfolgenden Interview informieren die beiden Kardiologen Dr. med. Christian Meyer, Chefarzt der kardiologischen Abteilungen an den Krankenhäusern Rotthalmünster und Vilshofen, sowie Dr. med. univ. Boris Angelov Ivanov, Ärztlicher Leiter des Herzkatheterlabors am Krankenhaus Vilshofen, über die neue Therapieform.
Klinik Journal (KJ): Was ist das Neue an dieser Behandlungsmethode?
Dr. Meyer: Üblicherweise werden Verengungen in den Herzkranzgefäßen in unseren Herzkatheterlaboren mittels Ballons geweitet und diese Stellen dann mit einer Gefäßstütze, einem sog. Stent, stabilisiert. Manchmal sind die Verengungen jedoch so hart, dass sie nicht oder nur mit höchstem Risiko geweitet werden können. Anschließend noch über die in großen Brocken vorliegenden Kalkplaques eine angepasste Gefäßstütze zur endgültigen Stabilisierung zu schieben, war und ist häufig schwierig.

Chefarzt Dr. med. Christian Meyer, Facharzt für Innere Medizin, Kardio-logie, Internistische Intensivmedi-zin, Notfallmedizin
Diese Fälle treten leider immer häufiger auf, speziell bei Diabetikern und älteren Patienten. In der Regel war in solchen Fällen eine aufwändige Bypass-OP am offenen Herzen mit anschließendem 14-tägigen Krankenhausaufenthalt und mehrwöchiger Reha die einzige Alternative. Jetzt gibt es mit der IVL für viele Patienten eine häufig risikoärmere Behandlungsmethode. Zu erwähnen ist, dass neben dem Klinikum Landshut-Achdorf unsere beiden Standorte in Rotthalmünster und Vilshofen derzeit die einzigen Kliniken sind, die diese Technik in Niederbayern regelhaft einsetzen.
KJ: Wie läuft bei Ihnen der Eingriff ab?
Dr. Ivanov: Bei diesem neuartigen Verfahren wird die Verengung, die durch eine Verkalkung ausgelöst wurde, mittels Druckwellen aufgesprengt. Der Eingriff ähnelt dem einer Herzkranzgefäßerweiterung, der Unterschied ist jedoch, dass die Verengung nicht durch mechanischen Druck eines Ballons gelöst wird, sondern über einen Spezialballon in der Engstelle. Über diesen werden akustische Druckwellen an das verkalkte Gewebe abgegeben. Diese Stoßwellen sorgen für Mikrorisse in den verkalkten Ablagerungen, wobei die nicht betroffenen Gefäßabschnitte und das angrenzende weiche Gewebe im Gegensatz zu den alten Techniken davon unbeeinträchtigt bleiben. Die weichen Strukturen reißen also weniger auf als früher. Man schafft es mit diesem Vorgehen, die Kalkschollen in viele kleine und verschiebbare Elemente zu verändern. Hierdurch wird das Gefäß im verkalkten Segment wieder verformbar und lässt sich anschließend mit konventionellen Ballons und Stents so weiterbehandeln, dass die Gefäßstützen sich der inneren Gefäßwand viel besser anpassen.
Durchgeführt wird die IVL ohne Narkose, wobei die Patienten lediglich ein leichtes Ziehen in der Brust spüren. Es wird ein spezieller Ballonkatheter über die Arm- oder Leistenarterie zur verkalkten Herzkranzgefäßengstelle geführt und dieser dann mit geringem Druck aufgepumpt. Nach dem Eingriff werden die Patienten auf die Normalstation verlegt und können meist schon am Folgetag wieder entlassen werden.
KJ: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in das neue Verfahren.