Hämorrhoiden – eine Zivilisationskrankheit

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Obwohl niemand gerne darüber spricht, leidet Schätzungen zufolge etwa jeder zweite Erwachsene über 30 an vergrößerten Hämorrhoiden. Diese sind zwar meist harmlos, können aber unangenehm und schmerzhaft werden. Eine rechtzeitige Behandlung durch einen Arzt / Proktologen kann vor starken Beschwerden bewahren.

Was sind Hämorrhoiden? 

Hämorrhoiden sind Schwellkörper am Übergang vom Mastdarm zum Analkanal. Sie dienen der Feinabdichtung des Analbereichs und verhindern neben den beiden Schließmuskeln den ungewollten Abgang von Stuhl, Flüssigkeit und Luft aus dem Darm. Der Schwellkörper selbst setzt sich aus drei Gefäßpolstern zusammen. Hat sich Stuhl im Mastdarm angesammelt und soll eine Entleerung stattfinden, dann schwellen die Gefäßpolster ab und der innere Schließmuskel erschlafft. Wird anschließend wieder Stuhl im Mastdarm gesammelt, schwellen die Gefäßpolster wieder an und der innere Schließmuskel spannt sich an.

Wie kommt es zur Erkrankung? 

Vergrößert sich eines dieser Gefäßpolster, so kommt es zur Hämorrhoidalerkrankung. Ähnlich wie bei einer Gummidichtung, welche an einer Stelle einen Riss hat, wird der Schwellkörperring undicht und minimale Mengen an Darmflüssigkeit und Luft können entweichen und Beschwerden hervorrufen. Ursache sind meist Lebensgewohnheiten unserer modernen Gesellschaft wie Bewegungsmangel, schlechte / falsche Ernährung, zu starkes Pressen beim Stuhlgang, zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, Verstopfung oder Übergewicht.

    Wie lässt sich eine Hämorrhoidalerkrankung vermeiden? 

    Man sollte ausreichend trinken, täglich ein bis zwei Liter Flüssigkeit, am besten Wasser oder Tee. Außerdem sollte auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden. Die Ernährung sollte fettarm und nicht zu scharf bzw. zu stark gewürzt sein, um unnötige Reizungen der Darmschleimhaut zu vermeiden.

    Welche Symptome verursachen vergrößerte Hämorrhoiden? 

    Die häufigsten Beschwerden sind Blutungen, Juckreiz, Brennen und Nässen sowie ein Fremdkörpergefühl nach dem Stuhlgang. Hinter Blutungen und Juckreiz können auch ernsthafte Erkrankungen stecken. Deshalb sollte man nicht versuchen, die Beschwerden auszuhalten, sondern sich ärztlich untersuchen lassen.

    Wie können Hämorrhoiden behandelt werden? 

    Grundsätzlich unterscheidet man bei Hämorrhoidalerkrankungen vier Stadien (siehe Abbildungen unten). Wird eine Hämorrhoidalerkrankung festgestellt, ist die Behandlung davon abhängig, in welchem Stadium sich diese befindet.

    Die vier Stadien der Hämorrhoiden: Grad 1 v.l. (designua/Adobe Stock)

    Grad 1: Hämorrhoiden nur leicht vergrößert, von außen noch nicht sicht- oder tastbar.

      Grad 2: Stärker vergrößert, treten bei Stuhlgang aus dem After heraus, ziehen sich aber selbst wieder zurück.

      Grad 3: Treten bei Stuhlgang / körperlicher Belastung heraus, können mit der Hand zurückgedrückt werden.

      Grad 4: Dauerhaft aus dem After herausgetreten, können nicht mehr zurückgeschoben werden.


      In den meisten Fällen ist eine Behandlung ohne Operation möglich, das heißt, die Erkrankung kann konservativ behandelt werden. Hier können beispielsweise sog. Gummibandligaturen durchgeführt werden. Dabei wird durch ein Gummiband, welches auf die Schleimhaut aufgesetzt wird, eine kleine Narbe verursacht, die dann zur Verkleinerung der Knoten führt.

      In höheren Stadien

      …kann ein operatives Vorgehen notwendig werden. Hierfür gibt es verschiedene Operationsverfahren mit sich unterscheidenden Techniken. Sollte eine Operation notwendig sein, klärt der behandelnde Arzt darüber auf, welches OP-Verfahren am geeignetsten für den jeweiligen Patienten ist und wie es genau abläuft.

      Was kann man selbst tun, wenn man Hämorrhoiden hat? 

      Wichtig ist zunächst auf die richtige Analhygiene zu achten. Anstelle von Toilettenpapier sollte man den Analbereich – besonders nach dem Stuhlgang – mit lauwarmem Wasser, ohne Seife reinigen. Im Anschluss sollte der Analbereich mit einem weichen Handtuch trocken getupft werden. Da in Verbindung mit Hämorrhoidalerkrankungen häufig Reizekzeme der Haut entstehen, sollte ein Abreiben mit Toilettenpapier vermieden werden. Im Anschluss an die Reinigung sollte zur Hautpflege die Afterregion eingecremt werden. Hierfür kann eine Zinksalbe oder auch eine gewöhnliche Wund- und Heilsalbe verwendet werden.


      Häufige Fragen aus der Praxis

      Nein. Ein Hämorrhoidalleiden ist eine gutartige Zivilisationserkrankung. Sollte es jedoch im Rahmen einer Hämorrhoidalerkrankung zu häufigem Blutaustritt aus dem After kommen, so ist dringlich zu einer Darmspiegelung zu raten, um eine bösartige Erkrankung des Dickdarms auszuschließen.

      Nein. Bei den hieraus resultierenden Beschwerden handelt es sich meist (aber nicht immer) um sog. Perianalvenenthrombosen, häufig als äußere Hämorrhoiden bezeichnet, die sehr oft als Knoten im Analbereich tastbar sind.

      Nein. Viele Patienten beschreiben zwar häufig ein Fremdkörpergefühl nach dem Stuhlgang. Eine Obstipation (Verstopfung) oder eine Stuhlentleerungsstörung wird jedoch durch Hämorrhoiden nicht ausgelöst. Liegt eine neu aufgetretene Stuhlentleerungsstörung vor, ist es immer ratsam, einen Arzt bzw. Proktologen aufzusuchen.


        Zur Allgemein- & Viszeralchirurgie

        Chefarzt Dr. med. Christian Mauerer, Facharzt für Viszeralchirurgie mit Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie