Jetzt wird mit Holz gegipst

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Die Unfallchirurgie am Krankenhaus Rotthalmünster verwendet zum Schienen von Frakturen eine umweltfreundliche Alternative zu Gips, die dem Patienten auch noch mehr Komfort bietet: Holz.

Standardmäßig kommen in vielen Kliniken zur Behandlung von Knochenbrüchen  synthetische Gipsbinden aus erdölbasiertem Material zum Einsatz. Die sog. Woodcast-Schienen bestehen – je nach Dicke – zu 40% bis 50% aus Holzspänen sowie aus biologisch abbaubarem Kunststoff auf Milchsäure-Basis.

  • In diesem Ofen werden die Holzschienen auf 60 Grad erwärmt…

  • …und anschließend genau an den Patienten angepasst.

Dr. med. Thomas Skrebsky, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Unfallchirurgie am Krankenhaus Rotthalmünster, freut sich über den Einsatz dieser neuartigen Schienen, denn sie bieten einige Vorteile: “Im Gegensatz zum herkömmlichen Gips werden die Holzschienen nicht ausgerollt, sondern zurechtgeschnitten und anschließend auf 60 Grad erwärmt. Dann werden die sehr leicht formbaren Schienen an den Körper des Patienten angepasst. Da die Woodcast-Schienen völlig giftfrei sind, kann das medizinische Personal ohne Handschuhe arbeiten.” Das erwärmte Material ist selbstklebend, kann geschichtet werden und bietet daher unbegrenzte Möglichkeiten für das Anlegen von Verbänden und Schienen.

Ein weiterer Vorteil liegt in der einfachen Nachmodellierung der Holzschienen, wie Dr. med. Reinhard Engel, Leitender Oberarzt der Unfallchirurgie, erklärt: “Falls die Schiene drücken sollte oder aber durch Abklingen einer zuvor bestehenden Schwellung nicht mehr optimal passt, lässt sie sich durch erneutes Erhitzen im Ofen sehr schnell an die aktuellen Bedürfnisse anpassen – wohingegen ein Gips entsorgt werden müsste.” Es ist sogar möglich, mit den Holzschienen eine diagnostische Bildgebung wie beispielsweise eine Röntgenuntersuchung durchzuführen, da das Material strahlendurchlässig ist und somit nicht abgenommen werden muss. Dies spart Zeit und Material. Nach den Kosten gefragt erklärt Dr. Skrebsky, dass die Woodcast-Schienen gleich teuer seien wie die üblichen Gipsbinden auf Erdölbasis, jedoch deutlich flexibler und atmungsaktiv, was einen großen Mehrwert für den Patienten bedeute. Ein schöner Zusatznutzen: Die neuen Schienen sind komplett biologisch abbaubar. Nach der Therapie können sie bedenkenlos in den Kompost geworfen werden, denn nach fünf Monaten hat sich das Milchsäure-Polymer aufgelöst und die Holzspäne sind ein halbes Jahr später zu Erde geworden.