Bedeutung der Altersmedizin

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Die Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen nimmt eine Schlüsselstellung
im Versorgungsgefüge des Landkreises Passau ein

VON PETER BRÜCKNER, CHEFARZT DER AKUTGERIATRIE AM KRANKENHAUS VILSHOFEN

(Foto: Chinnapong / Adobe Stock)

Die Alterung der Bevölkerung schreitet tendenziell voran. Aufgrund dieser Entwicklung nimmt die Bedeutung der Geriatrie / Altersmedizin auch im Landkreis Passau seit Jahren zu.

  • Warum Geriatrie wichtig ist

    In der geriatrischen Medizin werden Patienten versorgt, die über 70 Jahre alt sind und an alterstypischen Erkrankungen leiden. Beispiele hierfür sind Demenz, Inkontinenz, Exsikkose (= starke Austrocknung des Körpers durch Verlust von Körperwasser) oder degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats. Häufig treten diese Störungen im hohen Alter auch kombiniert auf. Dies wird als geriatrietypische Multimorbidität bezeichnet.

  • Ziel der geriatrischen Versorgung

    Der geriatrische Behandlungsfokus orientiert sich nicht an den einzelnen Diagnosen des Patienten und deren möglichst optimaler Behandlung, sondern an der Frage, welche Erkrankung akut behandelt werden muss, damit der Patient seine größtmögliche Selbstständigkeit und Pflegeunabhängigkeit behält. Ein Sturz im hohen Alter kann z. B. schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben. Bei der Behandlung muss auf die besonderen Bedürfnisse der älteren Patienten eingegangen werden.

Geriatrische Komplexbehandlung

Zum Leistungsspektrum der Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen gehört daher auch die Alterstraumatologie, die seit vielen Jahren gemeinsam mit der unfallchirurgischen Hauptfachabteilung des Hauses betrieben wird. 2020 wurde die Landkreisklinik für genau diese Zusammenarbeit als AltersTraumaZentrum DGU® zertifiziert. Die Anforderungen an die Versorgung von älteren Patienten mit Frakturen sind umfangreich und komplex. Darum setzt die Geriatrie bei diesen Patienten auf eine “Komplexbehandlung”. Nach der Operation werden diese täglich von Physio- und Ergotherapeuten behandelt sowie von speziell geschultem Pflegepersonal versorgt. Außerdem stehen Psychologen sowie, bei Bedarf, auch Logopäden zur Verfügung.

    Oberschenkelbrüche

    Ein großer Teil der älteren Patienten aus der Unfallchirurgie hat hüftgelenknahe Oberschenkelbrüche (sog. Schenkelhalsfrakturen). Gerade diese profitieren sehr von frühmobilisierenden Maßnahmen im Rahmen eines geriatrischen Behandlungskonzepts. Diese Erkenntnis mündet auch in die Anforderungen und Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses. Seit 2019 dürfen diese Oberschenkelfrakturen nur noch von Unfallchirurgen und Geriatern gemeinsam behandelt werden. 

    Außerdem müssen neuerdings auch in der Zentralen Notaufnahme entsprechende Strukturen für solche Patienten vorgehalten werden. So hat beispielsweise binnen 24 Stunden eine geriatrische Begutachtung, auch “Konsil” genannt, zu erfolgen. Die Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen hat mit allen beteiligten Fachrichtungen in diesem Jahr eine entsprechende Qualitätsprüfung bestanden (mehr Informationen hierzu). 

    Internistische Krankheitsbilder

    Nicht nur in der Alterstraumatologie, auch bei Patienten mit primär internistischen Krankheitsbildern werden in der Akutgeriatrie Komplexbehandlungen durchgeführt. Sehr häufig in diesem Bereich sind Nierenfunktionsstörungen aufgrund der Exsikkose, zu der ältere Menschen neigen, aber auch Herz-/Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) oder neurologische Defizite (z. B. Morbus Parkinson). 

    Unterstützung durch Sozialdienst

    Sozialdienstleiterin Monika Fesl

    Bei fast allen älteren Patienten mit Frakturen oder komplexen internistischen Krankheitsbildern droht eine Zunahme des Aufwands für die Versorgung. Der Sozialdienst des Krankenhauses Vilshofen nimmt deshalb eine zentrale Rolle im Behandlungskonzept ein und befasst sich mit ausnahmslos allen geriatrischen Patienten.

    Die Patienten und gegebenenfalls deren Angehörigen werden in sämtlichen Fragen der weiteren Versorgung beraten, wie

    • Pflegestufen,
    • Kurzzeitpflege,
    • stationäre Pflege,
    • Vorsorgevollmacht etc.

    Bei vielen Patienten werden zudem geriatrische Rehabilitationsmaßnahmen in den umliegenden Rehakliniken organisiert.


    Direkte Zuweisung in die Akutgeriatrie

    Neben Patienten, die aus der Unfallchirurgie und Inneren Medizin zur Weiterbehandlung in die Akutgeriatrie verlegt werden, können alle niedergelassenen Ärztinnen / Ärzte ihre Patienten auch direkt an die Akutgeriatrie überweisen. Mit einigen Praxen ist diese Zusammenarbeit schon seit geraumer Zeit etabliert.

    Um vorherige Anmeldung der Patienten über das Sekretariat Akutgeriatrie (Tel. 08541/206-9300) oder den Sozialdienst (Tel. 08541/206-232) wird gebeten.

    Patienten-Zuweisungs-Code / PZC: 751geriatrische Einweisung“. Eine Steuerung der Patientenströme über die Zentrale Notaufnahme ist gewährleistet.


      Chefarzt Peter Brückner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Zusatzbezeichnung Geriatrie