Altersmedizin und Rehabilitation

Landkreis Passau GesundheitseinrichtungenAllgemein, News, Startseite VOF

Was die Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen tut, wenn viele kleine Probleme bei älteren Patienten zu einem großen werden.

VON PETER BRÜCKNER, CHEFARZT DER AKUTGERIATRIE AM KRANKENHAUS VILSHOFEN

Seit 2012 gibt es am Krankenhaus Vilshofen die Abteilung für Akutgeriatrie bzw. Altersmedizin. Sie geht auf die speziellen Bedürfnisse älterer Patienten ein, die aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Eigenschaften besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

(Foto: pikselstock/Adobe Stock)

Was unterscheidet die Geriatrie von anderen spezialisierten Fachrichtungen? Es ist vielleicht die Tatsache, dass hier keine Spezialisten, sondern Allrounder arbeiten. Ein Geriater hat grundsätzlich die Aufgabe, den Patienten aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Er arbeitet in einem multiprofessionellen Team bestehend aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, Logopäden und Vertretern des Sozialdienstes.

Basis für die Zuordnung eines Patienten zur Geriatrie ist neben dem Alter – in aller Regel über 70 Jahre – ein geriatrisches Screening.

  • In diesem werden geriatrietypische Symptome abgefragt. Typischerweise sind dies:

    • Reduzierte Mobilität
    • Pflegebedürftigkeit
    • Häufige stationäre Einweisungen
    • Geriatrische Multimorbidität (begleitende chronische Erkrankungen, die im Alter häufig vorkommen) und Mehrfachmedikation (mehr als fünf Medikamente)
  • Geriatrietypische Erkankungen sind insbesondere:

    • Demenz und Verwirrtheit
    • Depression
    • Sehbehinderung und Schwerhörigkeit
    • Chronische Schmerzen
    • Neigung zu Schwindel und Stürzen
    • Inkontinenz
    • Mangelernährung mit Untergewicht

Gilt es nun, in der Zusammenschau der erhobenen anamnestischen Befunde oder Untersuchungsergebnisse einen Verlust der Selbstständigkeit des Patienten bzw. eine Zunahme des Versorgungsaufwands abzuwenden und besteht zusätzlich ein akutmedizinischer Behandlungsbedarf, kommt die Akutgeriatrie ins Spiel. Kern deren Arbeit ist die Durchführung einer geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung. Das heißt: Zusätzlich zu den diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zur Therapie der Akuterkrankung werden bereits frühzeitig intensive Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt.

Viele kleine Probleme sind nun zu einem großen geworden

Für viele hochbetagte Patienten ist es insbesondere sehr belastend, das häusliche Umfeld in Richtung Pflegeheim verlassen zu müssen. Komplette oder teilweise Bettlägerigkeit stellt zudem ein erhebliches Versorgungsproblem dar.

Neben den medizinisch-/ pflegerischen und therapeutischen Angeboten des geriatrischen Teams kommt an dieser Stelle dem am Krankenhaus Vilshofen hervorragend vernetzten Sozialdienst eine zentrale Rolle zu. Dieser unterstützt die Patienten und gegebenenfalls deren Angehörige in allen Fragen der nachstationären Versorgung:

  • Beantragung einer Rehabilitationsmaßnahme
  • Verordnung von Hilfsmitteln
  • Organisation eines Kurzzeit- oder Vollzeitpflegeplatzes

Chefarzt Peter Brückner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Zusatzbezeichnung Geriatrie

Das Bestreben des Teams der Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen ist es natürlich, letzteres möglichst zu vermeiden und den älteren Patienten in ein möglichst pflegeunabhängiges Leben zurück zu helfen.

Der Zugang zur Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen erfolgt vor allem über die anderen Hauptabteilungen des Krankenhauses sowie der anderen Landkreiskliniken. Natürlich ist auch jederzeit eine Zuweisung von außen, insbesondere durch niedergelassene Ärzte nach vorheriger Rückfrage und Anmeldung möglich. Letzteres wird mehr und mehr angenommen. Derzeit hat die Abteilung 20 Betten, wobei aufgrund der erheblich steigenden Nachfrage mittelfristig eine Aufstockung der Kapazitäten geplant ist.


Palliativmedizin – Symptome lindern und Lebensqualität bewahren

Nicht selten stellt sich in der Geriatrie die Frage nach einer Begrenzung von diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen. Fehlt ein kurativer, d. h. auf Heilung ausgerichteter Ansatz gänzlich, zum Beispiel bei sehr weit fortgeschrittenen Krebsleiden oder neurologischen Erkrankungen, kann ein Wechsel auf eine palliative Vorgehensweise angezeigt sein. Das Wort “palliativ” bedeutet lindernd. Demnach beschränkt sich die Palliativmedizin auf die Behandlung von den Patienten belastenden Symptomen wie Schmerz, Übelkeit / Erbrechen, Atemnot und Angst. Die Abteilung für Akutgeriatrie am Krankenhaus Vilshofen verfügt hierzu über ausreichende ärztliche, pflegerische und therapeutische Kompetenz, um schwerkranke ältere Patienten in der letzten Lebensphase zu begleiten. Im Bedarfsfall ist über den ebenfalls palliativmedizinisch erfahrenen Sozialdienst eine Anbindung an ein Hospiz oder eine SAPV (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) möglich. Eine Bereitstellung von bis zu fünf palliativ-medizinischen Betten im Krankenhaus Vilshofen ist geplant, um künftig auch entsprechende Zuweisungen zu ermöglichen.

Zur Akutgeriatrie